"Viele fragen sich, warum im Pflegeheim eine solche Ausstellung Sinn macht. Die Bewohner sind doch vermutlich keine Organspender mehr. Das ist richtig", räumte Verena Fleischer vor zahlreichen Mitarbeiten und Interessierten bei der Eröffnung der Schau ein und ergänzte: "Aber das Thema Organspende kann Jeden treffen. Fast alle haben Söhne, Töchter Enkel, Urenkel und so weiter. Es kann Jeden jeden Tag treffen." Viele hätten sicher schon mal über Organspende nachgedacht und denken eigentlich, dass sie Organspender sein möchten. Sie gingen aber nicht den letzten Schritt, nämlich den Spenderausweis auszufüllen und den Willen zur Organspende ihren Angehörigen mitzuteilen, bedauerte sie. "Bei mir persönlich kommt hinzu, dass ich auch aus persönlicher Betroffenheit die Ausstellung des Ministeriums unterstütze."
Denn Verena Fleischer gab vor zehn Jahren die Organe ihres verstorbenen Mannes zur Transplantation frei. Sie las den Zuhörern aus einem Brief vor, den ihr die Deutsche Stiftung Organtransplantation zu jener Zeit geschickt hatte und den sie nun erstmals wieder zur Hand genommen habe. Darin heißt es unter anderem: "Nichts kann das tragische Unglück, das Ihrem Ehemann widerfahren ist, rückgängig machen und den Schmerz und die tiefe Trauer, die Sie verspüren, nehmen. Vielleicht spendet es Ihnen ein wenig Trost zu wissen, dass die Einwilligung zur Organspende nicht nur den Erkrankten, sondern auch deren Familien ein neues Leben geschenkt hat." Im Anschluss folgt eine Schilderung, was mit den Organen geschah. "Das Herz rettete einem Mann das Leben. (…) Die Operation verlief bestens, der Patient hat alles gut überstanden". Zwei schwer kranke Männer erhielten jeweils eine Niere. Bei beiden könne nun auf eine Dialyse verzichtet werden, "sodass die Patienten ein normales Leben führen können". Die Leber rettete einen Todgeweihten das Leben. Abschließend heißt es: "Auch wenn die transplantierten Patienten, bedingt durch gesetzliche Vorschriften, niemals die Möglichkeit haben, sich direkt bei den Hinterbliebenen zu bedanken, können wir Ihnen aus unserer persönlichen Erfahrung heraus versichern, dass sie sich in besonderer Weise ihrem unbekannten Spender immer verbunden fühlen werden. Auch gelten Dank und Mitgefühl immer den Hinterbliebenen."
Nach diesen bewegenden Ausführungen beantwortete Verena Fleischer noch einige Fragen, etwa zur Feststellung des Todes und wie sicher diese einzuschätzen sei. "Es kommt ein spezielles interdisziplinäres Team, um den Tod festzustellen und die Organe zu entnehmen. Ich selbst durfte auf eigenen Wunsch bei einem Teil der Tests dabei sein", berichtete sie. Der größte Teil des Personals nahm am Ende der Veranstaltung einen Organspendeausweis mit.
Die Ausstellung "Organspende schenkt Leben. Vielleicht einmal Ihr Eigenes.", die vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert ist, läuft noch bis zum 18. Oktober im Eingangsbereich des Spital Sonthofen. Sie stellt wichtige Aspekte der Organspende kompakt auf einer großen Ausstellungswand dar. Die Öffentlichkeit ist während der Öffnungszeiten des Spitals herzlich zu einem Besuch eingeladen.